Autor: Philip Kehela, Geschäftsführer Mokebo
Als Geschäftsführer einer Multichannel E-Commerce Brand weiß ich: Wer erfolgreichen Onlinehandel auf verschiedenen Kanälen betreiben möchte, muss vor allem eine professionelle technische Infrastruktur mit Warenwirtschaftssystem und Shop-Software schaffen. Doch damit ist es nicht getan! Damit der Datenfluss zwischen B2B Partnern, der ERP, dem eigenen Shop und Marktplätzen agil und effizient funktioniert, braucht es hochautomatisierte Schnittstellen und APIs. Je mehr Fäden für das Geschäftsmodell zusammenlaufen, desto wichtiger sind Schnittstellen, die all diese Fäden verbinden und damit reibungslose Prozesse ermöglichen.
So auch bei unserer D2C-Möbelbrand mokebo: Das Geschäftsmodell basiert auf Sortimentsseite aus unterschiedlichen Produktionswerken, die eine Vielzahl an Möbeln für uns herstellen und auf Vertriebsseite aus verschiedenen Verkaufsplattformen, auf denen wir unsere Produkte anbieten. Da wir uns seit Gründung selbst finanzieren, können wir nicht mit Kapital um uns werfen und müssen in unserer Arbeit maximal effizient und produktiv sein. Ein durchdachtes Tech Stack und die richtigen APIs sind essenzielle Erfolgsfaktoren, um verschiedene Marktplätze und den eigenen Onlineshop gleichzeitig zu bedienen.
Was ist eine Schnittstelle?
Beginnen wir mit den Basics: Eine Schnittstelle (engl. Interface) bezeichnet eine Übergangsstelle zwischen verschiedenen Komponenten eines IT-Systems, über die der Austausch oder die Verarbeitung von Daten realisiert werden. Hierfür gab es in den vergangenen Jahrzehnten verschiedene Evolutionsstufen: Vom EDI über FTP Connections zu agilen API-Schnittstellen, die per XML kommunizieren. Die Software-Infrastruktur eines Unternehmens besteht in der Regel aus verschiedenen Softwaresystemen. Damit diese miteinander interagieren können, benötigt man Schnittstellen, die die Verbindung sowie die Art der Kommunikation und Funktion einer Schnittstelle formalisieren. Ich beziehe mich übrigens nur auf Software-Schnittstellen.
Ohne Schnittstellen kein Datenfluss
Wer als Unternehmer im E-Commerce erfolgreich sein will, braucht zwingend ein funktionierendes ERP-System als Herzstück der Organisation. Für mokebo ist die Wahl auf plentymarkets gefallen, mit dem wir in enger Verbindung beispielsweise mit Google Sheets, FTP-Servern und API-Schnittstellen unsere Produktionswerke, CRM Tools und Sales Channels anbinden. Dadurch können uns Bestände und Preise übermittelt werden und wir lösen automatisch Nachbestellungen unter Betrachtung von Lagerreichweiten und Lieferzeiten aus. “Nach vorne”, also zum Endkunden, haben wir dann super viele Schnittstellen zu einzelnen Vertriebskanälen, bspw. unserem Shopify Webshop oder zu Amazon, Otto und Home24.
Vor- und Nachteile von Schnittstellen
Wenn man mit sinnvollen Schnittstellen zwischen Systemen im E-Commerce arbeitet, ergeben sich bedeutende Vorteile:
Manuelle Arbeit und damit verbundene Fehler werden reduziert, da der Datenaustausch automatisiert und ohne menschliches Zutun erfolgt.
Es ist möglich, schneller auf Änderungen wie beispielsweise Preisanpassungen oder Bestandsveränderungen zu reagieren und muss Daten nur an einer Instanz ändern, um sie in Produktion überall zu pushen.
Durch die Erschaffung einer einheitlichen Datenbasis werden Transparenz und Effizienz erhöht.
Allerdings gibt es auch Nachteile, die man bei der Wahl der richtigen Schnittstellen beachten sollte:
Die Implementierung kann zeit- und kostenintensiv sein.
Nicht alle Systeme lassen sich miteinander verbinden, daher ist eine sorgfältige Evaluation der verfügbaren Optionen notwendig.
Es besteht die Gefahr von Datenlecks, wenn die Schnittstellen nicht sicher genug sind.
Was tun, wenn die Schnittstelle fehlt?
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass es Situationen geben kann, in denen es noch keine vorgefertigte Schnittstelle gibt. An solch einem Punkt sollte man evaluieren, ob das Projekt so wichtig und elementar ist, eine Schnittstelle neu programmieren zu lassen oder es vorerst zu pausieren. Bei uns gab es in der Vergangenheit zwei Situationen, in denen wir uns für die Programmierung einer eigenen Schnittstelle entschieden haben und sind nach wie vor sehr glücklich über die Entscheidung:
Zendesk to ERP: Für unseren Customer Support nutzen wir Zendesk. Es gab jedoch keine Anbindung zwischen unserer ERP plentymarkets und Zendesk, um unseren Agents die Arbeit zu erleichtern und die Kundentickets um Auftrags- & Sendungsdaten aus plentymarkets anzureichern oder Auftragsaktionen direkt aus Zendesk auszulösen. Deshalb haben wir kurzerhand mit Leafworks zusammengetan und eine Schnittstelle gebaut, die heute auch von vielen anderen Plentymarkets/Zendesk Nutzern genutzt wird und die wir konstant weiterentwickeln. Ein Segen für unsere Customer Success Agents!
Home24 Marketplace: Der Möbel Pure-Player Home24 wurde vergangenen Sommer über den Enabler MIRAKL zum Marktplatz und es gibt bis heute keine offizielle Schnittstelle zwischen plentymarkets und Home24, um die Auftrags- und Produktdaten zwischen beiden Systemen zu synchronisieren. Daher haben wir das zusammen mit einem anderen Nutzer von plentymarkets in die Hand genommen und konnten so als einer der ersten plentymarkets-Brands auf Home24 starten. Zum Glück, denn schon heute steuert Home24 über 5% zum Gesamtumsatz bei mokebo bei.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Nutzung von Schnittstellen und einem effektiven Tech Stack für Multichannel E-Commerce Brands von entscheidender Bedeutung ist. Schnittstellen helfen, Prozesse zu automatisieren, die Effizienz zu steigern, das Wachstum zu fördern und nach der Mentalität "Don’t throw people at the problem" zu leben.
Aktuelle Schnittstellenprojekte bei mokebo
Bei mokebo haben wir von Anfang an die Bedeutung von Plugins, Apps und APIs erkannt und sie konsequent genutzt oder sogar eigens entwickelt, um unsere Geschäftsabläufe zu verbessern. Passend zu unseren Leadership Principles “Stay Curious und Leverage Analytics” fokussieren wir uns aktuell auf die Integration von Schnittstellen im Bereich Business Intelligence.
Wir sind fest davon überzeugt, dass die Nutzung von Daten und Analysen uns dabei helfen wird, fundierte Entscheidungen zu treffen und unser Wachstum weiter voranzutreiben. Daher entwickeln wir gerade in einem großen Projekt eine API-Anbindung, um die Daten aus unserem ERP-System über ein Data Warehouse in Real-Time in unser Lookerstudio (ehemals Google Data Studio) zu überführen. Denn gerade aktualisieren wir unsere großen Analytics Dashboards monatlich. Unser Bestreben ist hier noch schneller zu sein und untermonatlich schon zu verstehen, welche Produkte, Vertriebskanäle usw. welche KPIs aufzeigen.
Dieser Beitrag erschien als Kooperation von Philip Kehelas LinkedIn-Newsletter "Can you handle it" mit dem D2C-Radar.
Wer mit Philip zum Thema Tech Stack und Schnittstellen in den Deep Dive gehen möchte, kann übrigens auch sehr gerne am 15.03. digital auf der MOONOVA vorbeischauen. Hier spricht er über das Thema "Kein Tech-Stack, keine Chance". Die Tickets gibt es kostenfrei.