Seit der Einführung des iPhones vor 16 Jahren verändern Technologien wie soziale Medien, Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) oder Künstliche Intelligenz den digitalen Markt. Immer wieder werden neue Produkte und Innovationen gelaunched, die das Leben einfacher, schneller und bequemer machen sollen (dabei aber auch überfordern können). Die Gen Z ist in dieser digitalisierten Welt aufgewachsen. Dadurch unterscheiden sich ihr Werteverständnis sowie ihre Verhaltensweisen von Vorgänger-Generationen wie den Millenials.
Herausforderungen und Chancen für Marken und Unternehmen
Besonders das Streben der Gen Z nach Individualität und Nachhaltigkeit birgt hohe Anforderungen an Marken und Unternehmen. Um die junge Zielgruppe zu erreichen, müssen sie die Geschäftsmodelle an diese Erwartungen und Bedürfnisse anpassen. Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung müssen radikal in den Fokus rücken.
Die Gen Z ist zudem empfänglich für emotionale Reize und achtet auf Authentizität. Marken, die es schaffen, genau das anzusprechen, haben eine größere Chance, die Loyalität der GenZ-Kunden zu gewinnen und langfristige Beziehungen aufzubauen. Einzigartige Erlebnisse, personalisierte Produkte und eine transparente Unternehmenskommunikation sind nur ein paar Beispiele für Unternehmensstrategien, die auf emotionales Produktdesign setzen.
Um die Gen Z an sich zu binden, lohnt sich, insbesondere auf emotionale Bedürfnisse und Erwartungen einzuzahlen:
1. Nostalgie: Aufgrund der Beschleunigungs-Spirale diverser Innovationen und der überwältigenden Fülle an Informationen, Technologien und Entscheidungen, sehnt sich die Gen Z nach "der guten alten Zeit" (einer vermeintlichen einfacheren) in ihre Kindheit oder Jugend zurück. Unternehmen könnten dem begegnen, indem sie in ihren digitalen Produkt-Erlebnissen beispielsweise auf Retro-Ästhetik setzen oder sie frei von jeglichen Komplexitäten gestalten – “einfach” eben.
2. Personalisierung: Die Gen Z erwartet ein maßgeschneidertes Erlebnis, das auf ihre individuellen Bedürfnisse und Vorlieben abgestimmt ist. Ob durch Kaufhistorie, Suchanfragen oder die Konfiguration der eigenen Präferenzen wollen sie sich persönlich angesprochen fühlen.
3. Transparenz und Authentizität: Die Gen Z spricht ihre Meinung offen aus. Eine ebenso transparente und ehrliche Kommunikation erwartet sie auch von Unternehmen. So achtet sie darauf, wie Marken Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung in der Praxis umsetzen. Dies bedeutet auch, dass Unternehmen nicht perfekt sein müssen, was sich insbesondere in authentischen Influencer Kampagnen nachvollziehen lässt.
4. Einzigartigkeit: Nicht nur durch Mode drückt die Gen Z ihre Persönlichkeit aus. Auch die Gaming-Industrie zeigt anhand unzähliger, detaillierter Avatar-Konfiguratoren, wie viel Wert die junge Generation auf Unverwechselbarkeit und Originalität legt.
5. Vielfalt, Gleichheit und Inklusion: Ein Grund, warum moderne Social-Media-Plattformen wie Instagram, Snapchat und TikTok so beliebt sind, ist die Diversität des sozialen Austauschs auf einer Plattform, auf der alle Nutzer:innen gleichberechtigt ihre Persönlichkeit nach außen tragen können.
6. Zugehörigkeit (Belonging): Dieses menschliche Bedürfnis ist bei der Gen Z besonders ausgeprägt, da sie bereits mit digitalen Gemeinschaften in Form von sozialen Plattformen aufgewachsen ist. Sie möchte Teil einer größeren Bewegung von Gleichgesinnten sein und engagiert sich für Zusammenarbeit.
7. Schnelle und flexible Interaktion: Die Gen Z ist mit "Real-Time-Dialog" aufgewachsen und erwartet diesen auch von Marken. Sie sind es gewohnt, sofort auf alles zu reagieren und schnell Feedback zu geben und zu erhalten.
8. Verantwortlichkeit: Die Gen Z kennt nur eine vernetzte Welt und ist seit Geburt an durch diverse Medien direkt mit globalen Krisen konfrontiert. Sie hat verstanden, dass sowohl Politik als auch der freie Markt einen direkten Einfluss auf die Probleme unserer Zeit haben und erwartet daher einen ernstzunehmenden positiven Beitrag von Unternehmen.
9. Innovation: Das sehr hohe Technologieverständnis birgt einen ebenso hohen Bedarf an neuen Entwicklungen. Unternehmen, die auf fortschrittliche Lösungen und Trends setzen, locken die junge Generation, die darin eine Gelegenheit sieht, Teil einer innovativen Community zu sein oder sich dadurch differenzieren zu können.
10. Relevanz: Das Überangebot an Apps, Inhalten und Entscheidungsmöglichkeiten erzwingt eine verkürzte und oberflächliche Aufmerksamkeitsspanne, was sich Social-Media-Plattformen bereits zunutze gemacht haben. Die Gen Z hat keine Geduld für lange Texte oder komplexe Botschaften. Jeder Bug oder Fehler wird aufgrund der digitalen Affinität bestraft. Prägnante Interaktion auf den Punkt (schnelle “Aha!-Momente") sind der Schlüssel, um Nutzer zur Wiederkehr zu animieren.
11. Immersive Erlebnisse: “Facts tell, Stories sell.” (Buchtipp von Michael Moesslang). Das gilt insbesondere für die Gen Z. Mitreißende Geschichten berühren emotional und regen zum Kauf oder Klick an. Unternehmen, die Verkäufe und Konditionen in den Vordergrund stellen, verpassen die Chance, dass junge Nutzer:innen die eigene Marke erleben oder fühlen. Im User Experience Design spielt dies nicht nur in virtuellen AR- und VR-Welten, sondern auch in simplen Apps eine tragende Rolle. Digitale Produkte sind Beziehungsmanager, welche die Persönlichkeit des Unternehmens abgesehen von der Angebotspalette erzählerisch greifbar machen lassen.
12. Transformation: Die Gen Z fordert eine nahezu aktivistische Veränderung. Das gilt sowohl für Geschäftsmodelle als auch für die Unternehmens-DNA. Dies erfordert eine klare und geschlossene Identität sowie einen eindeutigen Zweck. Beides muss sich in der gesamten Unternehmenskultur und -Struktur widerspiegeln. Oberflächliche Lippenbekenntnisse können nach hinten losgehen.
13. Nachhaltigkeit: So wie einige Gruppierungen der vorherigen Generationen, hat die Gen Z ein gesteigertes Bewusstsein für Umwelt- und Sozialthemen, da sie bzw. ihre Kinder mit den Auswirkungen des Klimawandels und sozialer Ungleichheit direkt konfrontiert sind. Greenwashing wird sofort ertappt. Stattdessen werden konkrete Maßnahmen hinsichtlich der Unterstützung der UN Sustainable Development Goals entlang der Produktstrategie oder dem Geschäftsmodell erwartet und belohnt.
Fazit
Die Gen Z ist eine lohnende Zielgruppe mit hohen Erwartungen an Unternehmen. Ihre Loyalität zu Marken ist deutlich geringer und volatiler als die der Millennials. Um ihr Vertrauen zu gewinnen und nachhaltig an sich zu binden, müssen Unternehmen sich auf ihre Erwartungen und Bedürfnisse einstellen. Emotionales Produktdesign, das sich auf eine exklusive Customer Experience konzentriert, bietet hierfür großes Potential.