Männer Kosmetik und Intimpflege für Damen - was hat das miteinander zu tun?
Mehr als 4 Millionen Impressionen, knapp 1.000 Kommentare, ein zusätzlicher sechsstelliger Neukundenumsatz. Mit einer einzigen Anzeige über Meta – effektive Arbeitszeit: 4,5 Stunden. Der Linkedin-Post über die erste „Everything Ad“ für das Kosmetik-Start-up Skinbro von D2C-Experte Nico Frank liest sich, wie der Traum eines jeden Digitalmarketers. Seine Hypothese: „Es braucht wieder mehr echtes Storytelling, echte Emotionen, starke Education und Entertainment.“
Zwei spannende D2C-Marken im Gespräch
Im großen D2C-Radar Roundtable auf der Moonova 2023 erklärten gleich zwei spannende junge D2C-Marken im Gespräch mit Moderator Ralph Hübner (D2C Advisors), wie es gelingt, all das in den Aufbau einer neuen Marke zu stecken. Neben Valentin Müller, Mitgründer von Skinbro, waren auch Vivien Karl und Julia Huhnholz von der Premium-Intimpflege Kosmetikmarke Dr. Vivien Karl dabei, um zu verraten, wie man zur Lovebrand wird – und warum sie sich auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten in das Abenteuer Gründung gestürzt haben.
Im Fokus steht das Storytelling
„Bei uns geht es ganz viel um Storytelling“, sagte Müller, der mit einem siebenköpfigen Gründerteam den Männern das Problem abnimmt, dass diese oft nicht wissen, wie sie ihre Haut am besten pflegen. Dafür gibt es Pflege-Sets mit drei Produkten – einzeln oder im Abo. Die Herausforderung: „Wir müssen Männer erstmal überzeugen, dass sie uns überhaupt brauchen. Wir konkurrieren also nicht mit anderen Marken, sondern mit der Unwissenheit und dem Ego der Männer.“
Das ist bei Dr. Vivien Karl anders. Die Zielgruppe Frauen ab 45 hat ein Problem – Scheidentrockenheit – und das löst die junge Marke, die seit sechs Monaten erhältlich ist. Was das Unternehmen vom Wettbewerb unterscheidet, ist die Story: Apothekerin Vivien Karl wurde in ihrer Zeit in der Apotheke häufig nach entsprechenden Cremes mit natürlichen Inhaltsstoffen gefragt. Was auf dem Markt verfügbar war, reichte ihr nicht aus – also beschloss sie, die „tollsten Inhaltsstoffe, die es gibt, in eine Creme zu packen.“ Nachts und am Wochenende entwickelte sie in der Apotheke ihr Produkt, testete es mit Patientinnen aus einer benachbarten Gynäkologie-Praxis – die Frauen waren begeistert.
Und die Erfolgsstory ging weiter: Nach dem Start im eigenen Onlineshop und auf Instagram verschickten Karl und Huhnholz die ersten Pakete aus dem eigenen Wohnzimmer, dann kamen die Apotheken, mit anderen großen Partnern sei man ebenfalls im Gespräch. Eine weitere Chance sehen die Gründerinnen auch in Bulkware in Apotheken – also große Gebinde, die diese selbst für den Verkauf verarbeiten. „Ein riesen Potenzial“, sagt Karl.
Ein sensibles Thema in der Öffentlichkeit
Eine Hürde, vor der das junge Unternehmen steht, ist ihr sensibles Thema. Algorithmen stufen die Marke wegen bestimmter Schlüsselwörter wie „Vulva“ oder „Vagina“ herunter oder blockieren es, „das macht organisches Wachstum schwierig“, so Julia Huhnholz. „Man darf bestimmte Themen nicht so kommunizieren, wie man es möchte.“ Für die Marke heißt das: Aufklären, und zwar mit Influencerinnen, die über dieses Thema sprechen, in der Community, über Produkttests.
Auch über den Verkauf auf Markplätzen sprachen die Roundtable-Gäste: Skinbro fokussiert sich auf den eigenen Onlineshop, ergänzt um Amazon und andere bekannte Marktplätze, die bald dazukommen sollen. Müller setzt dabei voll auf Kundenbindung. „Ein Großteil der Kunden, die einmal auf Amazon gekauft haben, kaufen danach direkt bei uns.“
Beide Marken sind in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten an den Start gegangen – und sich jetzt einig: Wenn der Start nicht so einfach ist, kann es danach nur noch bergauf gehen. Und dieser Plan scheint zu funktionieren.
Hier findet Ihr in direkten Links alles zu den Marken und unseren Experten:
- Dr. Vivien Karl
- Skinbro
- Ralph Hübner / D2C-Advisors
- Nico Frank / Ecoza